Kategorie: Genre

Literaturweltkarte: Einmal um den Globus

Literatur und Reisen sind zwei Dinge, die ich wahnsinnig gerne tue. Deshalb war ich total begeistert von der Idee, eine literarische Weltkarte zu erstellen und zu sehen, wo ich wenn auch nicht im realen, dann doch im literarischen Leben schon überall war. Inspiriert hat mich der schöne Beitrag von Trallafittibooks, den ich euch hier gerne verlinke.

Lesen bildet

Bevor ich euch aber zeige, wo ich schon überall herumgekommen bin, während ich auf der Couch lag, möchte ich noch etwas zum Lesen und Reisen sagen – wie oben schon gesagt zwei meiner absoluten Lieblingsbeschäftigungen. Beides bildet, meiner Meinung nach aber auf komplett unterschiedliche Art und Weise. Angefangen Geschichten zu lieben habe ich schon bevor ich selber lesen konnte. Ich erinnere mich daran, dass mein Lieblingswort an meinen Vater, der mir immer vorgelesen hat, war: Weiter. Dabei war ich nicht unbedingt eines der Kinder, die immer wieder und wieder das gleiche Buch vorgelesen haben wollten, sondern habe gerne neue entdeckt. Neue Welten, neue Charaktere, neue Geschichten.

Reisen aber auch

Mit der Zeit habe ich also wahnsinnig viele reale und erdachte Orte durch die Bücher besucht, die mir entweder vorgelesen wurden oder die ich später selber gelesen habe. Daraus hat sich dann, wenig überraschend, wenn ich ehrlich bin, irgendwann der Wunsch entwickelt, diese Orte auch selber zu besuchen – zumindest die realen. Bevor ich dazu die Mittel hatte, hat es aber noch ein wenig gedauert, inzwischen reise ich sehr gerne und viel. Reisen bildet dabei auf eine andere Art und Weise als lesen: Während man beim Lesen zum einen wahnsinnig viel über Sprache und die in den Büchern vermittelten Werte und Normen lernen kann, lehrt einen das Reisen nach meiner Erfahrung vor allem eins: Es kommt immer anders als du denkst. Beide Hobbys machen mir sehr viel Spaß und jetzt will ich euch meine literarische Weltkarte auch nicht weiter vorenthalten.

Meine Literaturweltkarte

Kurz zur Klarstellung: Natürlich sind hier nicht alle Bücher, die ich jemals gelesen habe, mit ihren Orten verzeichnet (bei 1300 Stück im Regal wäre das ein wenig aufwendig). Ich habe mich aber bemüht von allem ein bisschen herauszusuchen.


(Die dunkelgrünen Länder sind die, die ich besucht habe, die hellgrünen stehen noch aus.)


 Die genauen Orte und dazugehörigen Bücher

  1. New York, USA: 100 Stunden Nacht von Anna Woltz
  2. London, Großbritannien: Die Bartimäus Reihe von Jonathan Stroud
  3. Hamburg, Deutschland und der Himalaya, Nepal: Drachenreiter von Cornelia Funke (in diesem Buch wird noch auf einige andere Orte referenziert)
  4. Norwegen und Indonesien: Die Feder eines Greifen von Cornelia Funke (s.o.)
  5. Russland (versch. Orte): A Thousand Pieces of You von Claudia Gray
  6. Italien (versch. Städte): Die Stravaganza-Reihe von Mary Hofmann
  7. London, Großbritannien: Die Flüsse von London von Ben Aaronovitch
  8. New York, USA: Die City of Bones Reihe von Cassandra Clare
  9. Brasilien: Die Stadt der wilden Götter von Isabel Allende
  10. Afrika (geschätzt der Kongo): Im Bann der Masken von Isabel Allende
  11. Indien (und Nepal): Im Reich des Goldenen Drachen von Isabel Allende
  12. Australien: Die Aby Lynn-Saga von Rainer M. Schroeder
  13. Türkei / Griechenland / Ägypten: Die Judaspapiere von Rainer M. Schroeder

An welchen Orten seid ihr schon gewesen? Sowohl im realen Leben als auch auf dem Papier? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen.

Lesen und Schreiben als Realitätsflucht und warum das nicht schlimm ist

Kennt ihr diese Blicke, wenn man erzählt, dass man schreibt? Sie reichen von bewundernd (eher selten) über irritiert (schon häufiger) bis hin zu der Frage: Aber verdienst du denn damit auch etwas? Beim Lesen ist mir diese Reaktion noch nicht begegnet, was natürlich durch die Sache bedingt ist, trotzdem gab es schon häufiger die Frage: Willst du nicht mal etwas anderes als Fantasy lesen? Das ist doch so realitätsfern. Meine Antwort darauf ist meistens: Aber genau darum geht es doch.

Warum Fantasy nicht gleich Fantasy ist

Dabei habe ich schon seit langem aufgegeben, mich über den Begriff Fantasy zu ärgern. Denn mit Fantasy meinen viele Leute nicht nur High Fantasy wie Tolkien, sondern auch jegliche andere Literatur, in der auch nur ansatzweise etwas vorkommt, das es nicht in unserer realen Welt gibt. Dabei liegt mir nichts ferner, als einen Streit über Genregrenzen anzufangen – mir geht es mehr darum, dass nicht differenziert wird und in den Augen vieler Fantasy eben nur das ist: Welten, wie die von Tolkien. Dass es in diesem Spektrum aber auch noch so viel mehr gibt, wird leider häufig übersehen. Zumindest nach meiner Erfahrung (wenn ihr da andere gemacht habt: Gut für euch!).

Phantastische Literatur und Realität

Sobald das Wort Fantasy dann erst einmal im Raum steht, folgt auf dem Fuße meistens auch gleich noch ein anderer Vorwurf, nämlich der hier: Warum liest du nicht mal was, wo keine Elfen rumhopsen? Etwas, das sich mit richtigen Problemen befasst? Eine Zeit lang habe ich versucht, zu erklären, was mich an phantastischer Literatur so fasziniert, bin damit aber leider häufig auf taube Ohren gestoßen. Inzwischen überhöre ich das einfach. Denn abgesehen von der Tatsache, dass es meine Sache ist, was ich in meiner Freizeit tue, behandelt phantastische Literatur sehr wohl so manche aktuelle Thematik.

Realitätsflucht beim Lesen und schreiben

Ich finde es also vermessen zu behaupten, jeder der phantastische Literatur liest, flieht aus der Realität. Denn das ist nach meiner Erfahrung nicht der Fall. Man beschäftigt sich sehr wohl mit Problematiken, die die reale Welt betreffen, nur eben auf einer anderen Ebene. Mehr noch: Aus meiner Sicht ist es ein Merkmal wirklich guter Phantastik, genau das zu tun, Themen aufzugreifen und verfremdet darzustellen, um einen anderen Zugang dazu zu eröffnen. Denn auch wenn man das gleiche Thema realitätsnah hätte behandeln können – wer sagt, dass es vielen Menschen nicht einfacher fällt auf einer abstrakten, nämlich der surrealen Ebene eine Lehre aus Dingen zu ziehen?

Ich persönlich finde die häufig mit Fantasy und Phantastik assoziierte Realitätsflucht also nicht halb so schlimm, wie mancher, der mich mit erhobenem Zeigefinger belehren wollte. Und selbst wenn man sich für einen Augenblick aus der realen Welt entfernt: Was ist so schlimm daran?